Auf russischen Spuren durch Sonneberg
Rund siebenundzwanzig Jahre nach dem Abzug der letzten sowjetischen bzw. russischen Soldaten von deutschem Boden machten sich Schüler der SBBS auf die Suche nach Relikten der Roten Armee in Sonneberg. Geführt von ihrem Russischlehrer, Dr. Daniel Schümann, besichtigten sie zunächst den ehemaligen Grenzübergang an der „Gebrannten Brücke“. Von 1945 bis 1951 und dann wieder 1989/90 gab es dort einen Straßenübergang nach Neustadt bei Coburg, der in den Anfangsjahren auch von sowjetischen Armeeangehörigen gesichert wurde. Heute brandet der Einkaufs- und Pendelverkehr zwischen Bayern und Thüringen ungehindert über die alte Demarkationslinie hinweg. Nächstes Ziel war ein eingerüstetes Gebäude an der Coburger Straße, in dem bis zur Wende die Gesellschaft für Deutsch-Sowjetische Freundschaft (DSF) ihren Sitz hatte. Von diesem zeitweise mitgliederstärksten Verein der DDR zeugt bald noch nicht einmal mehr die Fassadeninschrift, die gerade im Zuge der Gebäudesanierung übertüncht wird. Überhaupt gibt es in Sonneberg selbst vergleichsweise wenig, was heute noch an die Verbindungen zum einstigen „Großen Bruder“ erinnert; anders als etwa in Meiningen und Gotha bestand hier keine sowjetische Garnison. Erwähnung finden konnten immerhin aber noch einige sowjetische Gräber auf dem Sonneberger Stadtfriedhof, bis der Wandertag schließlich im russischen Laden in der Bahnhofsstraße ausklang. Bei diversen kulinarischen Spezialitäten aus der ehemaligen Sowjetunion und ihren Nachfolgestaaten waren die Schüler schließlich wieder ganz in der Gegenwart angekommen. Da sich die Russischschülerzahlen an der SBBS zuletzt erfreulich stabil entwickelten, wird es wohl auch in Zukunft genug entsprechende ‚Spurenleser‘ in Sonneberg und Umgebung geben.
Daniel Schümann